Samstag, 10. Juli 2021

Pause

 Bin wieder zu Hause. Bald geht's weiter, ich werde in 1 oder 2 Wochen auf die Lofoten raus fahren....

Freitag, 9. Juli 2021

Auf Langøya

Über Nacht hat der Sturm nachgelassen, aber Zelt und Klamotten sind immer noch feucht. Schlaf ist schwierig, da die Rippen immer noch schmerzen. Ich schaue mir Nyksund an, finde es aber nicht so toll wie versprochen. Wenige Häuser, der Ort lebt vom Tourismus. Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, Kruschtläden und Bootsfahrten werden angeboten und mit Parkgebühren verdient man sich den Rest.


Tiefhängende Wolken und hohe Luftfeuchtigkeit...bei ungemütlich kaltem, aber überwiegend trockenem Wetter geht es Richtung Langøya. Der Gewöhnungseffekt tritt ein - die herrliche Landschaft entreißt mir kein ah und oh mehr. Vielleicht ist es ja auch das trübe Wetter, das mir etwas aufs Gemüt schlägt  Oder die Müdigkeit. Die Insel läuft relativ lange Richtung Westen aus, d.h. es gibt viel flaches Land, das man landwirtschaftlich nutzen kann. Sieht jedoch so aus, als ob die Wiesen überwiegend zum heuen für die Tierhaltung verwendet werden. Auch im Meer verläuft der Boden recht flach, was man unschwer an den vielen Schären erkennen kann. Vor Vinje liegen viele solcher Felsbrocken und Inselchen. Einer dieser Gipfelchen erhebt aich immerhin ca. 270 m über den Wasserspiegel - da bleiben die Füße trocken (ha ha). Auf einem trockengelgten Badesteg verweile ich und gönne mir eine warmen Kakao. Muss mich wieder an das Campingleben gewöhnen.

Eigentlich dachte ich, mein Tagespensum endet hier, aber es ist ja erst Mittagszeit! Also beschließe ich, heute noch bis Sigerfjord zu fahren. Ich möchte dort Olav besuchen, den Architekten meiner Hütte. Leider passt ein Besuch heute nicht in sein Konzept. Bis nach Huse sind es nur noch ca. 120 km und es ist erst kurz nach 19 Uhr - komm Hägar, das packen wir noch. Wir nehmen die Route mit der Fähre, einfach so. Ab Sigerfjord scheint wieder die Sonne, herrlich. Die Berge strahlen in saftigem Grün und krönen ihre Gipfel oft noch mit einem Heiligenschein aus Wolken. Als die Sonne tiefer sinkt, macht die Fahrt zwar immer noch Spaß, aber es wird frisch. Schnell, schnell....
Zu Hause wartet eine Überraschung: Eva und Ragnar (meine Nachbarn) sind da! Sie wohnen in Schweden und durften etwa seit Weihnachten nicht mehr einreisen! Morgen werde ich sie gebührend begrüßen! 


 

Die gesamte Tour auf Google (817 km)


Donnerstag, 8. Juli 2021

Nyksund

Es hat die ganze Nacht gegossen und sieht auch jetzt kein bisschen besser aus. Im trockenen Haus hat es sich gut geschlafen und ich wurde sogar fürstlich bewirtet. Als kleines Dankeschön kann ich nur einen Regenponcho dalassen.
Auf in den Kampf mit den Elementen! Vermutlich wird es heute keine (schönen) Bilder geben. Nach Gryllefjord ist es ein Katzensprung. Obwohl ich sehr frühzeitig dran bin, ist die Warteschlange schon immens. 2 Mopedfahrer gesellen sich noch zu mir. Eine einheimische Harley-Fahrerin mit Verbindung zu den Vesterålen verspricht mir KEINEN Regen dort. Meine Theorie bestätigt sich damit: der Wind treibt die Wolken nach Osten und an den Bergen bleiben sie hängen - die Vesterålen sind flach.

Die Fähre muss gut gestopft werden, Hägar findet ein Plätzchen in einer Nische, in die sich auch noch ein Campingbus quetschen muss.
Eigentlich wollte ich die Überfahrt nutzen, um nach Walen Ausschau zu halten. Dazu bin ich aber gar nicht gekommen: Ingrid, die Mopedfahrerin setzt sich zu mir. Wir unterhalten uns so angeregt, dass Einheimische von beiden Seiten sich in die Gespräche einmischen. Meinetwegen verfallen sie sogar meist in englisch - wenn sie norwegisch sprechen vestehe ich einzelne Worte aber nicht den Sinn.
In Andenes schaue ich kurz an der Walstation und am Leuchtturm vorbei. Eine Bäckerei verführt mich zu einem fetten Sandwich und einem Eis - vollgefressen und mit leerem Geldbeutel brechen wir dann auf.

Dichte Wolken hängen tief, aber es regnet nicht, sondern windet ein wenig. Ab mit den Regenklamotten ins Gepäck! Wir zockeln die Westküste entlang nach Süden. Wunderschöne Sandstrände begrenzen das Land, aber direkt davor im Wasser häufen sich die Schären. Hinter der nächsten Biegung regnets wieder... Das Wetter und ich werden uns heute nur schwer einig. Schließlich einigen wir uns auf überwiegend Nieselregen, Regenjacke mit Ponchoverlängerung für die Beine und gelegentlich Motorradbrille.
Was ich heute noch vorhabe - wurde ich auf dem Schiff häufig gefragt. Ich hab keine Ahnung! Auch keinen Plan, wie lange und wohin ich unterwegs sein will. Leere. Lost in Planlosigkeit. Treiben lassen...

Kurz vor Sortland fliegt mich ein sonderbarer Gedanke an: die zuckerhutartigen Berge, deren Gipfel sich in Wolken hüllen, erinnern an die peruanischen Berge von Machu Picchu - nur dass dort Palmen statt Fichten wachsen und die Temperaturen 20 Grad höher liegen.



Nyksund wurde mir sehr empfohlen. Es liegt am Ende einer lange Sackgasse, die nicht auf jeder Karte zu finden ist. Das klingt gut für mich. Vorher gibts aber in Sortland Sprit für Hägar, einen heißen Kakao und eine trockene Wärmehalle für mich. 
Mitternachtssonne gibts heute wohl nur theoretisch und die "weiße Nacht" ist vermutlich eher grau. Der Wind frischt auf, wird gelegentlich leicht stürmisch, vesteckt sich aber hinter der nächsten Kurve wieder. Die Luftfeuchtigkeit liegt gefühlt bei 120%. Die Straße entwickelt sich erst zur Baustelle, dann zum Erdweg. Die Küste ist steil und mit Zeltmöglichkeiten sieht es nicht gut aus.  Spät erst kommen wir in Nyksund an, die "Ortschaft" möchte gerne autofrei sein, weswegen es am Ortseingang einen geräumigen Parkplatz gibt. Nicht zeltgeeignet. Auch eine Bucht weiter, wo Sitzgelegenheiten angeboten werden, kann ich mich nicht niederlassen - zelten verboten. Bleibt der Wohnmobilplatz hinter einem kleinen Bergsattel. Sieht eigentlich gut aus, aber ich hab mich total getäuscht! In dem ebenen aber grob geschotterten Platz hält kein Häring! Der Wind ist stärker und böiger als ich ihn eingeschätzt habe; zudem nieselt es. Meine Zeltaufbaukompetenz - insbesondere bei Sturm - ist Verlust gegangen. In einer gefühlten Ewigkeit wächst das Zelt, das ich immer wieder neu anbinden oder einfangen muss! Mit den wenigen auffindbaren und tragbaren Steinen sowie mit all meinem Gepäck beschwere ich den wandernden Boden. Die Schottersteine fühlen sich gröber und spitziger an, als sie ausgesehen haben. Das Zelt flattert im Wind, zur Sicherheit hab ich es noch an Hägar angebunden. Da meine Haare und Klamotten nass und klamm sind, fange ich bald an zu frösteln...ab in den Schlafsack! Wieder mal total verpeilt!


Mittwoch, 7. Juli 2021

Senja

Um 5:30 Uhr tauchen drei junge Leute auf die vom Steg aus baden gehen wollen. Ich schaue mir das etwas an und drehe mich dann noch mal um. Erst gegen 8 Uhr stehe ich auf. Die Sonne steht schon wieder hoch am Himmel. Leider ist mein Video nicht so gut geworden, denn mein Handy-Akku hatte nicht ausreichend Kapazität.
Ich trödel rum, bereite mir auf dem Bio-Kocher einen Kakao mit Müsli zu und genieße den Morgen. So wird es etwa gegen 10 Uhr bis ich tatsächlich aufbreche.
Über Finnsnes geht es nun, kurvenreich immer am Meer entlang, nach Senja. Strahlender Sonnenschein und kühlendes Meer ergeben zusammen eine optimale Reisetemperatur. Die frische Luft duftet nach Blumen,  Fichten und Kiefern. Blühende Wiesen säumen hier das flache Ufer. Sehr gemütlich zockeln wir dahin und legen auch gerne mal ein Päuschen ein.

Fjordgård ist mir einen Unweg wert, bin gespannt, was es dort zu sehen gibt. Durch 3 einspurige Tunnel führt die Straße auf die Halbinsel hinaus. Hier im Norden von Senja sind die Berge sieas von krass steil und felsig - Wahnsinn. Zum erwarteten Ausblick führt anscheinend ein Wanderweg - nichts für faule alte Frauen. Dennoch war's den Abstecher wert. 

Vorbei an der goldenen Toilette am weißen Sandstrand. Der berühmte Trollpark ist ohne den riesigen Senjatroll leider keine Attraktion mehr. Der Troll ist vor 2 Jahren einem Brand anheim gefallen.

Oh, mir geht der Sprit aus? Hägar säuft zuviel. So muss ich in Skaland einen Abstecher zur Tankstelle machen. Netter Park an der Küste und ein kleiner Supermarkt laden zum Verweilen ein. Bis ich eine Nachricht bekomme, Kristian (Schwiegersohn von Astrid & Uwe) hätte mich gesehen! Ich muss echt bekannt sein, wie ein bunter Hund! Also kehre ich dort noch kurz ein.

Hamn ist zumindest einen Blick wert. Eine Ferienhaussiedlung mit Restaurant... das interressante daran ist aber das glasklare Wasser überm Sandboden zwischen den Schären. Etwas weiter gibt es einen tollen Aussichtspunkt - diesmal mit Benzingespräch mit polnischen bzw. schweizer Mopedfahrern. Ich muss Tips zur Reifenbeschaffung geben. Die Landschaft hier ist einfach atemberaubend! Endspurt für heute bis nach Torsken.

20 Uhr. Ein heftiges Gewitter entlädt sich direkt über mir! Aber von vorn: ich habe meinen ehemaligen Arbeitskollegen Max und seine Anglergenossen gefunden. Sie haben eine Wohnung direkt am Fjord in Torsken. Am Steg liegt ein schickes Boot, das sie benutzen dürfen. Wir unterhalten uns nur kurz, denn die Mannschaft ist gerade im Aufbruch zum nächsten Angeltörn. Sie bieten mir an, in der Wohnung zu bleiben, es ist sogar noch ein Bett fei. Ich bin allerdings lieber an der frischen Luft und möchte mir ein Zeltplätzchen suchen. So richtig fündig werde ich jedoch nicht und der ausgeschilderte Campingplatz ist unauffindbar. Also kehre ich wieder zurück, zumal es anfängt zu regnen. Es gibt eine große Terrasse, die auch zum Teil überdacht ist...dort könnte ich ja meinen Schlafsack ausrollen? Der Regen nimmt zu, ich merke, wo überall das Dach nicht dicht ist. Dann schüttet es so aus Kübeln, dass kaum noch was zu sehen ist. Ich rutsche immer weiter an die Hauswand und mach mich ganz dünn, bleibe aber dennoch nicht ganz trocken. Und dann: Blitz und Donner! Hoffentlich sind die Jungs draußen sicher...ich bin froh, dass ich mich nicht mit hinauslocken ließ!

Dienstag, 6. Juli 2021

"Urlaub"

Plan B? Arbeitsende! Passivteilzeit oder Resturlaub. Nix Genaues weiß man nicht ..
Geplant (A) war, mit dem Motorrad über mehrere Jahre durch Europa zu tingeln. Nun bin ich aber coronabedingt getrennt von meiner Lisl und muss den Plan ändern. Plan B ist also, mit Hägar Norwegen unsicher zu machen. Schließlich habe ich darum ja auch meine Hütte hier gebaut.
Ich bin heiser und weiß gar nicht warum...ich habe den Urlaubsstart so lange verschoben, hinaus gezögert, vertrödelt... Warum eigentlich? Ich konnte mich einfach nicht aufraffen! Hier liegt nur die Camping-Zweitausrüstung rum und ist nicht vorsortiert. Zum nachdenken, was ich alles brauche, hab ich keine Lust.
Vor einer Woche bin ich die Treppe hinunter gefallen und benutze jetzt meine geprellten Rippen als Ausrede, nichts zu tun. Auch campen geht doch mit Schmerzen schlecht, oder?? Es ist viel zu heiß, schon seit einigen Tagen haben wir 25 Grad oder mehr. In der Hütte herrschen derzeit etwa 30 Grad draußen knapp 40! Ein Arbeitskollege ist diese Woche auf Senja zum angeln, das ist doch ein Anlass für eine kleine Übungstour! Ich rechne mit etwa 4 Tagen. 
 
Diese Zeit sollte meine Toilette für einen Service nutzen - also reinigen, abbauen und das schwere Teil auf dem Hänger vertäuen. Nun muss ich noch einen Parkplatz für den Hänger organisieren, auch das klappt. Freudestrahlend über die perfekte Organisation betrete ich den Laden, um dort zu erfahren, dass der Mechaniker seit gestern 3 Wochen Urlaub hat. Mist! Also zurück nach Hause, 120 km für die Katz, Toilette wieder hochschleppen und montieren. Um ca  15 Uhr kann ich dann mit dem "Urlaub" starten.

Wo immer möglich schnappe ich mir die kleinen Nebensträßchen, wenn sie nicht im Nirwana enden. Natürlich verlängert sich dadurch die Strecke ungemein, ich umfahre Seen und schlängle mich an Fjorden entlang. In Sjøvegan mache ich im Hafen Rast. Eine Dame in meinem Alter führt ihr Hündchen Gassi, beäugt mein Nummernschild sehr genau und kramt dann ihre Deutschkenntnisse heraus. So führen wir radebrechend - sie auf deutsch, ich auf norwegisch - einen smalltalk. Später setzen sich 3 Mopedfahrer an meinen Tisch und wir reden Benzin.

Drei deutsche und ein österreichisches Wohnmobil hab ich heute schon gesichtet, die müssen ja vor der Grenze gelauert haben bis sie reindürfen!
Am Abend setze ich mich ans Ufer bei einem kleinen Hafen. Es gibt dort ein Tischchen und einen Bootssteg. Ich starte die Kamera und möchte sehen ob ich noch einmal so ein tolles Sonnenunter- und -aufgangsvideo machen kann. Nach einiger Zeit kommt ein Pärchen mittleren Alters dem anscheinend das gesamte Anwesen hier gehört. Ihr Haus steht direkt oberhalb am Hang. Es sind nette Leute und sie erlauben mir, hier zu übernachten. Der Mann bietet mir sogar frisches Wasser an, was ich aber noch nicht brauche. Die Sonne sinkt etwas und leichte Bewölkung senkt die Temperatur, so dass ich sogar leicht zu frösteln beginne. Die Schnaken veranlassen mich, doch das Zelt aufzustellen - zumindest das Innenzelt. Draußen plätschern leichte Wellen und das Scheuern eines Bootes am Steg klingt wie das mir vertrauten Walfisch-schnaufen...gute Nacht.