Donnerstag, 8. Juli 2021

Nyksund

Es hat die ganze Nacht gegossen und sieht auch jetzt kein bisschen besser aus. Im trockenen Haus hat es sich gut geschlafen und ich wurde sogar fürstlich bewirtet. Als kleines Dankeschön kann ich nur einen Regenponcho dalassen.
Auf in den Kampf mit den Elementen! Vermutlich wird es heute keine (schönen) Bilder geben. Nach Gryllefjord ist es ein Katzensprung. Obwohl ich sehr frühzeitig dran bin, ist die Warteschlange schon immens. 2 Mopedfahrer gesellen sich noch zu mir. Eine einheimische Harley-Fahrerin mit Verbindung zu den Vesterålen verspricht mir KEINEN Regen dort. Meine Theorie bestätigt sich damit: der Wind treibt die Wolken nach Osten und an den Bergen bleiben sie hängen - die Vesterålen sind flach.

Die Fähre muss gut gestopft werden, Hägar findet ein Plätzchen in einer Nische, in die sich auch noch ein Campingbus quetschen muss.
Eigentlich wollte ich die Überfahrt nutzen, um nach Walen Ausschau zu halten. Dazu bin ich aber gar nicht gekommen: Ingrid, die Mopedfahrerin setzt sich zu mir. Wir unterhalten uns so angeregt, dass Einheimische von beiden Seiten sich in die Gespräche einmischen. Meinetwegen verfallen sie sogar meist in englisch - wenn sie norwegisch sprechen vestehe ich einzelne Worte aber nicht den Sinn.
In Andenes schaue ich kurz an der Walstation und am Leuchtturm vorbei. Eine Bäckerei verführt mich zu einem fetten Sandwich und einem Eis - vollgefressen und mit leerem Geldbeutel brechen wir dann auf.

Dichte Wolken hängen tief, aber es regnet nicht, sondern windet ein wenig. Ab mit den Regenklamotten ins Gepäck! Wir zockeln die Westküste entlang nach Süden. Wunderschöne Sandstrände begrenzen das Land, aber direkt davor im Wasser häufen sich die Schären. Hinter der nächsten Biegung regnets wieder... Das Wetter und ich werden uns heute nur schwer einig. Schließlich einigen wir uns auf überwiegend Nieselregen, Regenjacke mit Ponchoverlängerung für die Beine und gelegentlich Motorradbrille.
Was ich heute noch vorhabe - wurde ich auf dem Schiff häufig gefragt. Ich hab keine Ahnung! Auch keinen Plan, wie lange und wohin ich unterwegs sein will. Leere. Lost in Planlosigkeit. Treiben lassen...

Kurz vor Sortland fliegt mich ein sonderbarer Gedanke an: die zuckerhutartigen Berge, deren Gipfel sich in Wolken hüllen, erinnern an die peruanischen Berge von Machu Picchu - nur dass dort Palmen statt Fichten wachsen und die Temperaturen 20 Grad höher liegen.



Nyksund wurde mir sehr empfohlen. Es liegt am Ende einer lange Sackgasse, die nicht auf jeder Karte zu finden ist. Das klingt gut für mich. Vorher gibts aber in Sortland Sprit für Hägar, einen heißen Kakao und eine trockene Wärmehalle für mich. 
Mitternachtssonne gibts heute wohl nur theoretisch und die "weiße Nacht" ist vermutlich eher grau. Der Wind frischt auf, wird gelegentlich leicht stürmisch, vesteckt sich aber hinter der nächsten Kurve wieder. Die Luftfeuchtigkeit liegt gefühlt bei 120%. Die Straße entwickelt sich erst zur Baustelle, dann zum Erdweg. Die Küste ist steil und mit Zeltmöglichkeiten sieht es nicht gut aus.  Spät erst kommen wir in Nyksund an, die "Ortschaft" möchte gerne autofrei sein, weswegen es am Ortseingang einen geräumigen Parkplatz gibt. Nicht zeltgeeignet. Auch eine Bucht weiter, wo Sitzgelegenheiten angeboten werden, kann ich mich nicht niederlassen - zelten verboten. Bleibt der Wohnmobilplatz hinter einem kleinen Bergsattel. Sieht eigentlich gut aus, aber ich hab mich total getäuscht! In dem ebenen aber grob geschotterten Platz hält kein Häring! Der Wind ist stärker und böiger als ich ihn eingeschätzt habe; zudem nieselt es. Meine Zeltaufbaukompetenz - insbesondere bei Sturm - ist Verlust gegangen. In einer gefühlten Ewigkeit wächst das Zelt, das ich immer wieder neu anbinden oder einfangen muss! Mit den wenigen auffindbaren und tragbaren Steinen sowie mit all meinem Gepäck beschwere ich den wandernden Boden. Die Schottersteine fühlen sich gröber und spitziger an, als sie ausgesehen haben. Das Zelt flattert im Wind, zur Sicherheit hab ich es noch an Hägar angebunden. Da meine Haare und Klamotten nass und klamm sind, fange ich bald an zu frösteln...ab in den Schlafsack! Wieder mal total verpeilt!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen