Mittwoch, 28. Juli 2021

Ofot- und Nebenfjorde

Ich kann mit dem Fernglas tatsächlich unser Ufer sehen und finde auch meine Hütte. Von hier aus sieht wirklich alles anders aus, belustigend. Ich bin also in Sicht- aber nicht Reichweite meiner Hütte. Heute möchte ich die Südseite des Ofotfjords abklappern. Es gibt erstaunlich viele Sandstrände dort, kleine und größere. Scheint aber so, als ob die alle schwer zugänglich sind. In Ballangen treffen wir wieder auf die Hauptstraße mit all den Wohnmobilen und reihen uns notgedrungen ein. Ich telefoniere mit Erik - ich möchte ihm ein Wikingerschwert abkaufen - und wir verabreden uns im 14 Uhr an seiner Hütte, die zwischen Ballangen und Narvik liegt. Ich habe also viel Zeit,in der ich mir einen großen Nebenfojrd anschauen möchte. 

Bis Elvegard ist eine Straße verzeichnet, dann ist vermutlich Ende. "Skjomdal" ist gleich hinter der großen Brücke ausgeschrieben. Das Sträßchen hat seine besten Tage schon hinter sich und ist sehr schmal.
Ich finde den Fjord wunderschön! In Elvegard dümpeln ganz viele kleine Boote auf dem spiegelglatten Wasser, schön ordentlich mit Abstand im Caré verteilt. Das sieht sehr lustig aus. Am Hafen ist dann zu erkennen, dass es sich um einen Bootsclub handelt. Der Fjord endet hier - allerdings hat sich ein Stück vorher eine Biegung (weg von mir, auf der anderen Seite) aufgetan. Sieht jedoch so aus, als ob dort nichts besiedelt ist, auch auf der Karte ist nichts verzeichnet. Spannend! Hinter Elvegard geht das Sträßchen doch noch weiter durch saftige Wiesen und grüne Wälder und so "schaue ich mal". Irgendwann teilt es sich und es sind 2 Orte angeschrieben. Ich entscheide mich für den Weg, der näher am Meer liegt und erreiche den Narvik-Golfplatz. Dahinter führt eine schmale Brücke über einen breiten, flachen Fluss, in welchem ich allerdings die Fische vermisse. Zumindest kann ich keine sehen. Ich postiere mich auf der Brücke und erkunde die Bergwände mit dem Fernglas. Wie wurde nur die Stromleitung mitten im Niemandsland über den ganzen Berg gebaut? Auf der Ostseite sind die Wände fast senkrecht, am Gipfel brechen die Felsen einfach ab und bilden große Geröllhalden, die sich talwärts aufbauen. An den senkrechten Stellen gibt es sehr interessante Formationen - sicher auch schöne Nistplätze für Adler? Auf der Westseite sind die Felsen großflächig, glatt und fallen schräg ab. Fast laden sie zu einer Rutschpartie ein. An jedem Absatz oder Eckchen wo es möglich ist, siedelt sich was Grünes an; meist Birken oder Fichten. Ich frage mich, wo denn das viele Wasser alles herkommt? Es gibt ja keine Erde auf den nackten Steinen, die das Wasser speichern könnte. Regnen tut es nicht und nur an wenigen Stellen gibt es noch kleine Schneefelder. An einer Stelle kann man schön beobachten, wie so ein Sturzbach direkt auf einem Sattel entspringt. Faszinierend.





Oh - Zeit für mein Treffen. Also kehren wir um und rauschen zurück Richtung Ballangen. Aber Hägar mag nicht mehr. Ich hab ihm nicht genügend Futter gegeben...also muss mein "range extender" herhalten (der Reservekanister).

Die Einfahrt zu Eriks Hütte ist gut versteckt aber mitten an einer Geraden der Hauptstraße. Hier abzubremsen für die Abbiegung ist ziemlich gefährlich. Im Endeffekt verbringe ich 2 Stunden bei Erik, wobei der Kauf des Schwertes die kleinste Nebensache war. Angefangen bei Corona und der Impfungen, erfahre ich von seinem schweren Unfall, weswegen er jetzt nach Spanien auswandern möchte. Sein halbes Lebe erfahre ich - es ist nicht uninteressant! Dann geht er in der Geschichte weiter zurück zu seinen Vorfahren., um dann einen Bogen zu spannen zu dem Schwert, das mich interessiert. Er hat es aus dem Familienbesitz. Er hatte 2 Schwerter inseriert, aber eines scheint schon verkauft zu sein. Das andere ist nicht wirklich ein Schwert sondern eher ein Dolch, der wohl Töten der Opfertiere benutzt wurde. Natürlich ist es ein Nachbau (aus rostfreiem Stahl), aber sehr schön gemacht und schrecklich scharf! Er ist schwer und liegt gut in der Hand. Erik erzählt mir, dass das Schwert zwar größer war, aber ziemlich schlecht verarbeitet - so hab ich wohl wieder das bessere Exemplar bekommen. Ich hätte aber gerne auch beide genommen, eines will ich nämlich verschenken. Ein wunderschönes Plätzchen (abgesehen von den Autos) hat Erik hier! Vor der Hütte mündet ein Flüßchen in den flachen, sandigen Fjord. Im Winter sollen hier große Eisschollen entstehen. Unmengen Tiere tummeln sich auf seinem Grundstück - abgesehen von Rentieren und Elchen trollen sich aus Schweden anscheinend auch Wölfe, Luchse und Bären bis hierher! Aber das spannendste ist, dass genau hier Wikinger gelebt haben. Er zeigt mir eines der Gräber und eine heilige Opferstätte, an der immer noch jedes Jahr zur Sonnwende eine schamanische Feier abgehalten wird. Dann gibt es noch Informationen über neidische Nachbarn, diverse norwegische Vorschriften, sonderbare Gesetze und Ähnliches. Mein Kopf schwirrt vor Eindrücken und Geschichten als ich Erik verlasse. 

Er hat mich noch einen Abstecher nach Beisfjord empfohlen, aber da wollte ich sowieso hin. Soll sehr lohnenswert sein. In Skjomdal habe ich anscheinend zu früh umgedreht, Erik erzählt mir vom schönsten Blick, den ich nach weiteren vielleicht 20 km hätte haben können. Na, dann muss ich halt nochmal herkommen. In Ankenes führt eine gut ausgebaute Straße nach Beisfjord. Den Fjord finde ich aber bei Weitem nicht so schön wie den vorigen. Nachdem ich beim letzten Fjord wohl zu früh umgekehrt bin, nehme ich mir vor, hier bis zum Ende des Weges in den Bergen zu fahren. Es geht Richtung schwedisch Grenze. Irgendwann geht der Asphalt und gut geschotterten Untergrund über. Der Weg wird sandiger und schlechter, steigt in die Berge und tangiert gelegentlich einen gischtenden Bach. An mehreren Verzweigungen lande ich in Sand- oder Schottergruben. Zu guter Letzt - auf der Karte ist schon lange nichts mehr eingezeichnet - trauen wir uns noch eine Wasserdurchfahrt mit anschließendem steilen Schotteranstieg zu. Aber als der Bewuchs immer mehr zunimmt, der Weg schmaler und schmaler wird und die Fahrspuren eigentlich nur noch tiefe Wasserrinnen sind, beschließe ich, doch umzukehren. Es scheint auch nicht wirklich noch etwas Spannendes zu kommen. Der Weg ist zum wenden eigentlich zu schmal, aber ich vertraue Hägar und wir wenden im Gelände. Oder wir wollten es zumindest. Prompt fahre ich mich in den tiefen matschigen Fahrspuren fest und Hägar sitzt auf. Grrrr.... Mit viel Geduld, einigem Bammel und hin- und her-schaukeln schaffen wir es schließlich doch - wie immer! Ein kleines Abenteuerchen. Also, dieser Abstecher war nicht so toll.



Gedankenlos trolle ich mich nun nach Hause nach Liland. Schnell abpacken und dann noch zur Tanke um die Wäsche zu waschen. Es ist schon 20 Uhr - trotzdem treffe ich noch Raymond in der Werkstatt an, der mir nun unbedingt neue Reifen bestellen muss. Hägar fährt vorne schon auf Slicks!


Dienstag, 27. Juli 2021

Sommermodus

Klaus muss um 7 Uhr bereits zum Dienst antreten. Wir veraschieden uns, nicht ohne dass er mir noch ein paar Angeltips hinterläßt. Ich ruhe noch etwas und genieße dann mein Frühstück auf der sonnendurchfluteten Terrasse. Gegen 10 Uhr ist Aufbruch mit frisch gefülltem Wassertank.

Heute kann ich im Sommermodus reisen, d.h. T-shirt und Stoff- statt den warmen Motorradhosen.

Ich habe den Fährplan nochmal genauer studiert und festgestellt, dass mein Schiff erst nach 4 Uhr nachmittags fährt. Also massenhaft Zeit, noch den von Klaus empfohlenen Abstecher zum riesigen Strand nach Flakstad zu machen. Schön dort. Das meinen natürlich auch Unmassen von (anderen) Touris, die den zugehörigen Campingplatz zupflastern. Ich lass mir davon aber keine Laune verderben, mache einen kleinen Strandspaziergang und lasse mich von der Sonne anbraten.





Die Rückfahrt nach Svolvær ist natürlich wieder auf abnderen Nebenstraßen geplant. Tatsächlich begegnen mir dort um Welten weniger fette Wohnmobile.

Mitten drin sein in dieser gigantischen Landschaft! In Fotos läßt sich dieses Gefühl nicht festhalten. Steile, felsige Berge, riesige herumliegende Monolite, vielfältige Schären wechseln sich ab mit versteckten grünen Tälern und Auen, die an das Allgäu erinnern. Es riecht nach Sommer, eine herrliche Duftmischung aus Gras, Blumen und Meer! Das ist Leben! Hinter der nächsten Ecke lauert ein wahnsinniges Wetterphänomen auf uns: die Berge strahlen in der Sonne, davor eine Brücke über den Fjord und darunter verschwindet alles in dichten Wolken - außer dem Meer, das wiederum sichtbar ist! Ein eisiger Luftzug begleitet die Nebelschwaden...

Kristallklares Wasser über weißem Sand an manchem Fjordbotn läßt mein Herz hüpfen!  Stehen am Straßenrand mehrere Autos, findet sich garantiert eine kleine Bucht mit Sandstrand - oder ein paar Wanderwege.


Frühzeitig bin ich am Fährkai und nutze die Wartezeit für ein Vesper mit anschließendem Sonnenbad.

Die Überfahrt ist sehr genüsslich in strahlendem Sonnenschein. Da ich heute ja noch nicht wirklich viel gefahren bin, nehme ich mir vor noch Kjeldebotn zu kommen. Das liegt gegenüber meiner Hütte auf der anderen Fjordseite.

Jetzt bin ich also auf dem "Festland". Mächtige Berge mit blanken Felswänden erheben sich und ich bekomme eine Nase voll Kiefernnadelduft. Noch eine Fähre (auf der E6). Hier herrscht nun wieder mehr Verkehr und weniger Möglichkeit zum anhalten. Egal, die Landschaft ist trotzdem monumental und die nackten Felsgipfel glühen im Abendrot. Bis 11 Uhr abends lasse ich es heute rollen, zu guter Letzt muss ich noch über einen Sattel. Nach diesem warmen Tag steigt nun aus den Wiesen "weißer Nebel wunderbar". Kurz vor Kjeldebotn läuft mir dann tatsächlich noch eine Elchkuh vor die Räder. Was für ein Tag!!!







Montag, 26. Juli 2021

Wikinger!


Die erste Nacht, in der ich nicht friere! Und kein Regen! Ich kann somit morgens das Zelt trocken einpacken. Die Straße ist bis spät in die Nacht viel befahren, also direkt neben meinem Bett. Später fahren nur noch vereinzelte Autos, die lassen es aber ordentlich krachen.


Keine weiteren Vorkommnisse. Die E10 führt weiterhin durch herrliche Landschaft, ist aber viel befahren. Da lobe ich mir jeden Umweg, den ich finde. Kleine einspurige, holprige Sträßchen entlang der Küste entlocken mir sogar gelegentlich ein kleines Liedchen. Der nächste Umweg führt um einen See, an dem das berühmte Wikingermuseum Borg liegt. Auf halber Strecke, um die Mittagszeit versperrt ein Bagger den Schotterweg. Nach längerer Zeit scheint das Vesper verspeist zu sein und das Fahrzeug bewegt sich etwas zur Seite. Nun liegen aber dicke Draht- oder Textilrollen über der Fahrbahn, die Hägar nicht überwinden kann. Der junge Baggerfahrer schiebt sie extra für mich etwas zur Seite - den folgenden Schotterhaufen meistert Hägar dann mit Schwung und Allrad.

Das Winkingermuseum will ich unbedingt anschauen! Das dort gefundene 87 m lange(!) Langhaus wurde nachgebaut und ist voll von Dingen des täglichen Lebens. Gefällt mir. Ganz besonders freue ich mich aber auf die Bootsfahrt mit dem Winkingerboot.. 

Jetzt bin ich extra schnell zum Boot gegangen und hab mich gefreut, dass ich einen Tross Franzosen überholt habe. Das Boot kommt gerade zurück und ich frage, ob ich hier auf die nächste Abfahrt warten kann - das wird bejaht. Als die nächste Abfahrt ansteht gibt es einen Sturm auf die Rettungswesten und ich erfahre, dass ich mich hätte registriren müssen. Dieses Boot ist schon voll, das nächste geht in 30 min...muss ich halt warten. Und ein paar Fotos vom Boot machen. Immerhin wird jetzt gesegelt, vorher mussten die Leute rudern. Ein kleines bisschen kann ich mich nun in das Wikingerleben einfühlen, oder doch nicht wirklich?







Klaus meldet sich, wann denn mit mir zu rechnen wäre? Ich kenne ihn aus dem Posaunenchor und er ist jetzt eigentlich Arzt in Schweden. Er macht nehrmals im Jahr hier Urlaubsvertreung und nutzt die Freizeit dann zum angeln. Er hat ein köstliches Mahl zubereitet: schwedische selbstgeschossene Wildsau, die auf der Zunge zergeht, mit buntem Salat und einer unaussprechlichen aber deliziösen brasilianischen Beilage! Während er noch in der Küche fuhrwerkt, nutze ich die Duschmöglichkeit schamlos aus. Bei einem Gläschen Rotwein philosophieren wir, erzählen uns spannende Lebensgeschichten oder einen Schwank aus der Jugend.



Sonntag, 25. Juli 2021

Die Lofoten

Es gießt die ganze Nacht. Um 8 Uhr wird es noch einmal stärker, so dass ich erst gegen 10 Uhr darüber nachdenken kann zusammenzupacken. Alles ist nass und klamm. Erst gegen 12 Uhr brummen die Motoren, Verzeihung, Hägar!

Der Rückweg scheint immer kürzer zu sein als der Hinweg, vielleicht liegt das daran, dass man die Bilder schon gesehen hat? Die E10 ist breit, gerade und sehr viel befahren. Schlangen von Touristen ziehen dahin und es gibt viele Tunnels. Das mag ich gar nicht, darum fahre ich Austvågøya auch an der Küste entlang ab, um nur wenig nach meiner Abzweigung wieder auf der E10 zu landen. Der Ausritt war landschaftlich schön und hat sich gelohnt.







Nur gelegentlich traut sich die Sonne hervor und dann werde ich wieder nass.

Ich glaube, die Berge sind hier tatsächlich noch krasser als auf den Vesterålen, obwohl ich mir einreden möchte dass die Vesterålen genauso schön sind. Svolvaer ist natürlich touristisch total voll und ausgebaut. Eine spannende Bootstour zum Trollfjord kostet an die 100 €! Auf dem Marktplatz am Hafen tummle ich mich eine Zeit lang und gönne mir einen asiatischen Imbiss bis Ove Feierabend hat. Dann unterhalten wir uns kurz und ich befrage ihn zu seinem neuen Lebensabschnitt. Er ist jetzt Kochlehrling im Thon Hotel.

In Henningsvær möchte ich mir unbedingt den Fußballplatz anschauen der direkt am Meer liegt. Ein unscheinbares Sträßchen zweigt nach Süden ab, es ist sehr schmal und hat viele Ausweichbuchten, damit man passieren kann. Auch hier ist mehr Verkehr als ich erwartet hätte. Zum Schluss fährt man noch über zwei abenteuerliche, hohe Brücken bis man in Henningsvær, am Ende des Landes angekommen ist. Der Fußballplatz ist etwas versteckt, aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Henningsvær ist ein hübsches Städtchen aber voll von Touristen! 

Bald fahre ich wieder zurück und suche mir ein Schlafplätzchen. Das ist an dieser steilen Küste natürlich nicht einfach. Ich habe an eine der Ausweichbuchten gedacht, aber die besten Plätze sind leider schon alle besetzt. Das Plätzchen, dass ich letztendlich anvisiere stellt mich aber zufrieden und bietet mir einen herrlichen Blick aufs Meer.










Brennholz! Brauche ich zwar heute Abend nicht mehr, aber vielleicht morgen früh - also bereite ich das jetzt noch vor.